Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, nur wenige hundert Kilometer östlich von Wien, möchte die Forschungsplattform GAIN – Gender: Ambivalent In_Visibilities ihre tiefe Verbundenheit mit den Betroffenen ausdrücken. Die Ukraine erlebt aufgrund der brutalen Aggressionen, die unmittelbar gegen die Zivilbevölkerung gerichtet sind, unermessliches Leid. Ihr gilt unsere Solidarität. Wir wissen uns aber auch den vielen friedliebenden Russ*innen verbunden, ganz besonders jenen, die unter Einsatz ihrer Freiheit ihren Widerstand gegen den Krieg zum Ausdruck bringen.
Mit den Angriffen gegen die Ukraine missachtet die Führung der Russischen Föderation nicht nur das Völkerrecht und bestehende Verträge. Sie bringt damit auch eine Verachtung für die liberale Demokratie zum Ausdruck. Als Geschlechterforscher*innen wissen wir um die Unvollkommenheit dieser Machtformation, die Freiheit und Gleichheit verspricht, dieses Versprechen mit Blick auf Geschlecht und Zugehörigkeit zu ethnisch, religiös oder sexuell minorisierten Gruppen nur zu oft nicht einlöst. Doch ermöglicht es die liberale Demokratie, Ungleichheiten aufzuzeigen und sich in emanzipatorischer Absicht für die gleiche Freiheit aller einzusetzen. Damit ist die Dimension der Anerkennung ebenso verbunden wie jene der ökonomischen Absicherung. Die ukrainische Bevölkerung ringt vor allem seit der Revolution des Majdan von 2014 um die Etablierung einer solchen Ordnung.
Solchen Bemühungen stellt sich die militärische Aggression der russischen Führung entgegen. Sie ist begleitet von Desinformation und massiv irreführenden, auch historischen Rechtfertigungen. Die Forschungsplattform GAIN verurteilt dieses Vorgehen auf das Schärfste. Krieg entspricht einer maskulinisch-patriarchalen Haltung der Gewalt und kann kein Mittel der Politik sein. Die GAIN-Mitglieder sind bemüht, den von der kriegerischen Gewalt Betroffenen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Hilfe anzubieten, und sie unterstützen alle demokratischen und zivilgesellschaftlichen Bemühungen zur Beendigung des Krieges und der nachhaltigen Etablierung einer geschlechtergerechten Friedensordnung.
Wir möchte auch auf die allgemeine Stellungnahme der Universität Wien verweisen. Es wurde eine eigene Website eingerichtet: https://ukraine.univie.ac.at/