GAIN Gender & Agency Lecture

Zwischen 2014 und 2020 veranstaltete der Forschungsverbund Gender and Agency 10 Gender and Agency Lectures. Die Forschungsplattform GAIN übernimmt diese Veranstaltungsreihe. Für diese Vorträge werden international renommierte Wissenschaftler:innen eingeladen, ihre neuesten Forschungen zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.

 

Mehr zu den Gender and Agency Lectures von 2014 bis 2020

GAIN Gender & Agency Lecture mit Susanne Baer: Ambivalente Kategorisierungen: für ein postkategoriales Antidiskriminierungsrecht

Donnerstag, 13. Juni 2024
18.00 Uhr
Dachgeschoss Juridicum, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

 

Moderation: Elisabeth Holzleithner

Auf die Frage, inwieweit Recht angemessen auf Diskriminierung reagieren kann, gibt es zahlreiche gut durchdachte Antworten. Recht erweist sich als ambivalent, da es selbst an der Aufrechterhaltung ungleicher Verhältnisse Anteil hat, aber auch als potent, weil es nach wie vor ein Instrument ist, um für mehr Gleichheit zu kämpfen. Ein Problem ist allerdings nach wie vor der Umgang mit den "Merkmalen" der Ungleichheit, die juristisch zentral, aber tatsächlich wiederum zutiefst ambivalent sind. Der Vortrag zeichnet die Diskussion dazu nach und erläutert das Konzept eines "postkategorialen" Rechts gegen Diskriminierung. Es kann rechtspolitische Forderungen tragen, aber auch unser Verständnis von dem, was Verfassungen, Völkerrecht und Gesetzesrecht schon heute versprechen, sinnvoll prägen. 

 

 

 

Susanne Baer ist Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin, Global Law Professor der University of Michigan Law School und Centennial Professor an der LSE London. Von 2011 bis 2023 war sie Richterin des Bundesverfassungsgerichts. Sie erhielt Ehrendoktortitel der Universitäten Michigan, Hasselt und Luzern, ist Fellow der British Academy of Arts and Sciences und der European Academy of Science, und lehrte u.a. in Bielefeld, Erfurt, an der CEU Budapest und in Linz. An der Humboldt-Universität war sie Vizepräsidentin und Sprecherin des Zentrums für Geschlechterstudien, gründete das Law & Society Institut Berlin und die Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte und leitete das GenderKompetenzZentrum zur Beratung der Bundesregierung. Susanne Baer arbeitet zu vergleichendem Verfassungsrecht, Antidiskriminierungsrecht und kritischer Rechtsforschung. Sie ist Vorsitzende des Beirats der Stiftung Forum Recht. Mehr unter www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/ls/bae/profdrbaer und #rechtreal.

 

In Kooperation mit dem Institut für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Wien.

 

 


GAIN Gender & Agency Lecture mit Claudia Opitz-Belakhal: Die frühneuzeitliche „Querelle des femmes“ – ein Experimentierfeld für (non-)binäre Geschlechterkonzepte der Moderne?

© Manfred Bobrowsky

Dienstag, 21. November 2023
Ab 18.00 Uhr
Dachgeschoss Juridicum, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

 

Moderation: Christa Hämmerle

 

Die queer theory, die seit gut zwei Jahrzehnten die akademische Diskussion über Geschlechterkonzepte und Sexualpraktiken kritisch begleitet, hat uns u.a. die wichtige Erkenntnis beschert, dass das Denken in binären Geschlechterkategorien nicht nur repressiv sein kann für Menschen mit diverser Geschlechtsidentität. Es ist vor allem auch hinderlich im Hinblick auf Diskurse und Praktiken fernerer Zeiten und Kulturen.

Ich möchte daher in meinem Vortrag den Versuch unternehmen, die methodologischen Vorschläge der queer theory jenseits des Feldes der Sexualitätsgeschichte im Sinn einer Wissens- und Normierungskritik zu erproben – und zwar im Hinblick auf diejenige Debatte über Geschlechterordnungen und -grenzen, die sich seit dem späten Mittelalter in fast ganz Europa entfaltete und die wir heute mit dem Begriff „querelle des femmes“ umschreiben. Ich möchte sie hier jedoch lieber mit dem historisch korrekteren Begriff „querelle des sexes“ bezeichnen, um eben auch ihr queer-historisches Potential deutlicher sichtbar zu machen.

In meinem Vortrag möchte ich zunächst einige einleitende Überlegungen zu queer-theoretischen Konzepten und Analyse-Vorschlägen anstellen, die mir auch für die Geschlechtergeschichte (nicht nur) der Frühen Neuzeit wichtig erscheinen. Danach stelle ich kurz wesentliche Aspekte der frühneuzeitlichen „querelle des femmes“ bzw. „querelle des sexes“ vor. In einem dritten Schritt werde ich der Frage nachgehen, inwiefern insbesondere die egalitätsfeministischen Schriften innerhalb dieser „querelle“ dazu geeignet waren, heteronormative Ordnungsvorstellungen über Geschlechter und ggf. auch Geschlechtlichkeit zu durchkreuzen.

Prof. Dr. phil. em. Claudia Opitz-Belakhal war bis Anfang 2023 Professorin für Neuere Geschichte am Departement Geschichte der Universität Basel. Ihre Arbeitsbereiche sind die politische Theorie und Kultur der Frühen Neuzeit, insbesondere Frankreichs, sowie die Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen, u.a. einer Einführung in die Geschlechtergeschichte (2010 und öfter) sowie Mit-Herausgeberin der Zeitschrift L`Homme – Europ. Zeitschrift für feminist. Geschichtswissenschaft. Eine ihrer jüngsten Publikationen ist das Buch „Streit um die Frauen und andere Studien zur frühneuzeitlichen `Querelle des femmes`“ (2020).

Programm zum Download


GAIN Gender & Agency Lecture mit Joanna Rostek: Making Women Economists Visible: A Transdisciplinary Approach

Dienstag, 13. Juni 2023
18.15-19.45 Uhr
Helene Richter Saal,
Institut für Anglistik und Amerikanistik, Campus der Universität Wien, Hof 8.3, Spitalgasse 2-4, 1090 Wien

 

Moderation: Sylvia Mieszkowski

 

The standard history of Western economic thought is curiously devoid of female figures, creating the impression that women have not made any significant contributions to how we think about the economy and its study. In my talk, I will make visible the place of English women in the history of (Anglophone) economic thought, focusing on the decades between 1770 and 1830, which are traditionally seen as the 'birth' of modern economics. I will argue that contrary to popular perception, women thinkers were developing original thoughts on the economy, often bringing in a gendered perspective that resonates with economic and feminist concerns of the 21st century. I will use a transdisciplinary approach, which combines literary studies, cultural studies, gender studies, and feminist economics, to argue that (re)discovering forgotten women economists not only enhances our historical knowledge, but also has consequences for economic discourse and practice today.

 

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Gender-Ausschuss der Kulturwissenschaftlichen Fakultäten und dem Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Wien statt.


GAIN Gender & Agency Lecture mit Gundula Ludwig: Krisenhafte Gegenwart und die In_Visibilität von Gewalt. Zeitdiagnosen aus der Perspektive feministischer Gesellschaftstheorie

28.November 2022, ab 18:00 Uhr
Dachgeschoss Juridicum
Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

 

Moderation: Birgit Sauer

 

Abstract

Bereits vor der COVID-19-Pandemie, der Gefahr eines atomaren Krieges und des ebenso realen Szenarios, dass einige Kipppunkte im Klimawandel überschritten werden, war die Gegenwart durch eine „multiple Krise“ gekennzeichnet. Zugleich verdichten sich aktuell in großer Geschwindigkeit die Krisen. Der Vortrag analysiert vier zentrale Krisendimensionen unserer Gegenwart aus der Perspektive feministischer Gesellschaftstheorie und interpretiert diese als Ausdruck einer in_visiblen Grundstruktur moderner Gesellschaften: der gewaltförmigen Strukturierung des Sozialen. Zugleich geht der Vortrag vergeschlechtlichten und rassifizierten Techniken der Invisibilisierung nach, die zur Verleugnung der grundlegenden Gewalt beitragen. Auf dieser Gegenwartsdiagnose aufbauend wird schließlich für eine Geschlechterforschung plädiert, die zur Überwindung der in_visibilisierten Gewaltstrukturen beitragen möchte.

 

Gundula Ludwig ist Professorin für Sozialwissenschaftliche Theorien der Geschlechterverhältnisse an der Universität Innsbruck und Leiterin der Forschungsplattform Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck. Zudem ist sie Mitherausgeberin der Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte sind queer-feministische Staats-, Macht- und Demokratietheorien.


GAIN Gender & Agency Lecture mit Dietlind Hüchtker: Gender Studies: Wissenschaft, Politik und die Unsichtbarkeit der Tradition

Donnerstag, 16. Dezember 2021
Ab 18.00 Uhr
Online via Zoom 

 

Moderation: Gabriella Hauch

 

Abstract

Forschungen zur Geschichte von Frauenbewegungen und feministischer Politik betonen die Notwendigkeit der Traditionsbildung. Dies scheinen beispielsweise die Diskussionen der #metoo-Debatten bestätigt zu haben, die entgegen der langen Geschichte der Thematisierung sexueller Übergriffe zumindest im Feuilleton immer wieder als erstmaliger Tabubruch bezeichnet wurden. Ausgehend von diesen Beobachtungen werde ich in dem Vortrag über situiertes Wissen und Politik nachdenken. Inwieweit Vergessen eine bewegungspolitische Strategie oder eine wissenschaftspolitische Praxis ist, wird eine der behandelten Fragen sein. Dabei geht es nicht darum, Traditionsbildung als Lösung zu präsentieren, sondern darum, jene Wissenspraktiken zu analysieren, die zu einer solchen Beobachtung führen und die jeweiligen synchronen Kontexte aufzuzeigen, die divergieren.


GAIN Gender & Agency Lecture by Rosalind Gill: “Posting a perfect life: Affect, social media and fear of getting it wrong”

Rosalind Gill

15 April, 2021, 6:30pm
Online via Zoom

The lecture was part of the Conference Gender: Ambivalent In_Visibilities (15-16 April 2021)

 

Welcome and Introduction: Elisabeth Holzleithner

 

Abstract

In this talk I share findings from a new research project I conducted in Spring and Summer 2020. I was lucky enough to have the opportunity to survey and interview a diverse group of more than 200 young people about their lives and experiences. Topics ranged from experiences of ‘lockdown’ to #BlackLivesMatter, from camera culture to body positivity, and offer an extraordinarily rich insight into young people’s lives on and offline.

Here I discuss the pervasive pressures many young women experienced to present a ‘perfect life’, showing how these went beyond imperatives to post beautiful pictures, but also extended to appearing popular, interesting, successful and positive. Anxieties around posting pulsed through the interviews, and were experienced viscerally via racing hearts, sick feelings and inability to sleep. I analyse these fears of ‘getting it wrong’ and and how to understand these experiences of intense and ubiquitous judgment in young women’s lives.

 

Rosalind Gill is Professor of Social and Cultural Analysis at City, University of London, and has written extensively about media, work, and intimacy. She is known for her work exploring the relationship between culture and subjectivity, developing ideas about the psychological turn in neoliberalism. Her books include Gender and the Media (Polity, 2007); Aesthetic Labour: Beauty Politics in Neoliberalism (Palgrave, 2017 with Ana Sofia Elias and Christina Scharff); and Mediated Intimacy: Sex Advice in Media Culture (Polity, 2018, with Meg-John Barker and Laura Harvey). Her most recent book is The Confidence Cult(ure) (Duke University Press, with Shani Orgad).


GAIN Gender & Agency Lecture Mieke Verloo: Taking Radical Feminism Seriously: Learning about Bodies, Sex, Intimacy and Kinship from Second Wave Feminism

Donnerstag, 10. Dezember 2020
Ab 18.00 Uhr
Online via Zoom

 

The legacy of radical feminism has much to offer for current times. I see at least three major reasons. A first one is that gender equality policymaking continues to show large absences when it comes to core feminist issues that were put on the agenda by radical feminists (think abortion, family law, sexuality). Another one is that many issues stemming from that legacy are at the heart of anti-feminist opposition (think abortion, family law, motherhood, feminist education). And a last one is that many of these issues are among the most contested within feminism (think prostitution, pornography, surrogacy, motherhood). In combination, taking radical feminism seriously means we can work towards improving gender equality policies, unpack and maybe overcome feminist contestations, and be better prepared to face anti-feminist opposition.

 

Moderation: Elisabeth Holzleithner

 

 

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